Lena Johanna Hödl erhebt Anspruch auf das Extreme. Ob als Schauspielerin bei Theater und Performance, als Autorin oder eben als Kabarettistin: Wenn die Emotionen nicht bis zum Anschlag hochgedreht werden, kann man es auch gleich sein lassen, findet die 28-jährige Connaisseurin von Erdnussbutter, Trash-TV und Rückenschmerzen. Und ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s eh ganz ungeniert. Alles andere wäre ihr auch zu anstrengend.
Nach dem großen Erfolg ihres Programms Therapie Hödl& Hossa mit Tereza Hossa überfordert Hödl in ihrer ganzen Argheit nun auch solo: Ihr Programm DER EKEL läuft seit September 2024 im Wiener Theater Spektakel und soll privat und politisch aufrütteln, aber dem Publikum auch klar machen: Du bist nicht allein, uns geht’s allen nicht so super. Durchhalten!
Wer Jean-Paul Sartres existentialistisches Meisterwerk Der Ekel nicht gelesen hat, muss sich beim Plenum gar nicht erst blicken lassen, das ist wie mit Adorno. Und obwohl Sartre sich für die Legalisierung von Kindesmissbrauch eingesetzt und zudem eine entsetzlich hässliche Brille getragen hat, mit einem hatte er schon recht: Man kann dem Ekel einfach nicht entkommen. Zwischen Baumgartner Höhe und Marianengraben darf man nicht zu viel grübeln, sonst reckts einen gleich wieder: Die eigene Existenz, die Weite des Universums, die Linken, die Rechten, all das lässt einem ja nie Ruhe. Kein Mensch kann das aushalten.
Wenn alles viel zu viel ist und einen das Leben überrollt wie eine Welle aus Durchfall, wo ist dann der Manager? Wer kommt, einen aus dem Alltagstrott zu retten, wenn man niemandem mehr trauen kann? Eben. Da sucht man besser sein Heil im Widerlichen, das man schon kennt: Auf Dates, beim Hundstrümmerlaufklauben, in skurrilen Internetphänomenen und Kindheitsanekdoten.
Mit DER EKEL tut Lena Johanna Hödl genau das, was sie am besten kann: Spontan, trocken und ehrlich wird die Weirdness des Seins zum Thema eines intimen Ein-Personen-Stücks. Dabei gelingt Hödl mühelos die Balance zwischen schierem Entsetzen und erleichtertem Auflachen. Gemeinsam überstehen wir diese Existenzkrise, verspricht sie dem Publikum. Hahaha…heul.