Show some sympathy...
Sympathy for the Angel, des Blonden Engels zweiter Streich, ist eine Scheibe, die nur so strotzt vor schmähtandelnd satirischen Beobachtungen. Ob als klassischer Kauntriehatscher oder in Höllentempo vorgetragene Textkaskade – mit seinen Songs treibt der Himmlische seinem Publikum die Freudentränen in die Augen und lässt eigentlich nur einen Wunsch offen: Ihn live zu erleben.
Wenn man ein Album macht, dass Sympathy for the Angel heißt, muss man schon ein bisserl mit dem gefährlichen Halbwissen der Leute spekulieren. Dass der Titel eine Anspielung auf die Rolling Stones ist, sollte sich einem nämlich schon erschließen; dass das englische sympathy übersetzt aber eigentlich nicht Sympathie, sondern vielmehr Mitleid bedeutet, hingegen nicht. Weil sind wir uns ehrlich: Mitleid brauchen wir nicht zu haben mit dem Engel. In all seinen Songs eröffnet der Geflügelte ein Himmelreich der Blödellyrik, entführt in einen Garten Eden des humoristischen Lieds und offenbart uns sein Elysium der Sitzmusik. Ob er jetzt die wahre Ursache des bevorstehenden Weltuntergangs aufdeckt, mit bitterbös schwarzem Humor die Märchen der Gebrüder Grimm einmal ganz anders erzählt oder als Chansonnier die Bühne als Ort der Illusion und Verblendung entlarvt – Blonder Engel weiß seine Geschichten mit Schmäh zu erzählen und beweist mit Sympathy for the Angel, dass er die Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen g'scheit und g'scheit blöd beinahe blind beherrscht, dabei jedoch nie den Blick für das ironisch komische Potenzial der um ihn passierenden Welt verliert. Oder hätten Sie jemals geahnt, wie ein Fisch in die Kirche kommt?
Nein, Mitleid brauchen wir ganz und gar nicht zu haben mit unserem Engerl und wenn, dann doch nur deswegen, weil es ihm verdammt schwer fallen wird, auf diese Platte noch eins draufzusetzen...