VOGLohneE: Reise zur Blumenwiese im Kopf

"Warum habe ich alles und nicht mehr?" fragt sich Jürgen VOGLohneE in seinem neuen Soloprogramm. Ein Stück über den modernen Büro-Höhlenmenschen soll es werden, in einer Zeit, in der der Markt unseren Wert bestimmt. Aber auch über Auswege, über die wahren Werte im Leben, über innere Reife. Rechtzeitig zur Premiere am 16. Oktober sprach VOGLohneE mit kabarett.at

Ihr neues Stück heißt „Warum habe ich alles und nicht mehr?“ und es geht laut Ankündigung um das „Überleben im Zeitalter des Büro-Höhlenmenschen“. Können Sie bitte kurz umreißen, was das Publikum im neuen Programm erwartet?
Hauptakteur des Programms ist einer dieser Büro-Höhlenmenschen - ein Angestellter, der ab und zu über seinen Chef spricht und auch mit ihm telefoniert. Am Anfang kommt er auf die Bühne und erzählt von seinen Enttäuschungen, die er mit Naturerlebnissen hat: "Ein Sonnenuntergang ist einfach nicht mehr zeitgemäß". Von da weg begibt sich die Person auf eine Reise in die verschiedensten Themenwelten: Kann die natürliche Realität mit der virtuellen Realität überhaupt noch mithalten? Ist Urlaub wirklich reines Glück? Wie bin ich so drauf und wie sind die anderen drauf? Warum suchen wir alle die Wahrheit, schütten aber gleichzeitig den Planeten mit Lügen zu? Wie wichtig sind Namen?
Am Ende steht ein Verwandlungsprozess, in dem ich - meiner Ansicht nach für jeden brauchbare - Weisheiten in einer vielschichtigen, emotional berührenden Performance darbiete. Diese Performance kann man aber nicht beschreiben, man muss sie live erleben.
Natürlich steht auch bei diesem Programm das Ziel eines hohen Unterhaltungswertes im Vordergrund, aber ich möchte diesmal das Publikum auch auf eine Reise mitnehmen, die damit enden soll, jedem Einzelnen einen Impuls zu geben, sein Leben positiv zu gestalten bzw. innerlich zu reifen. Eben eine Reise zur Blumenwiese im Kopf.

Der Programmtitel thematisiert das Phänomen des Wohlstandsmenschen, der alles hat, dem aber trotzdem etwas abgeht - etwas, das über materiellen Reichtum hinausgeht. Haben wir in unserer Wohlstandsgesellschaft das Gefühl für diese inneren, „wahren“ Werte verloren?
Wir leben in einer dynamischen Zeit mit einer unglaublichen Vielfalt an Sinneseindrücken. Es ist nicht leicht, sich da durchzumanövrieren. Wir haben das Gefühl zu den wahren Werten denke ich nicht verloren, der Weg dorthin wird aber schwieriger, er wird durch viele Scheinwerte verstellt. Viele Möglichkeiten zu haben bedeutet auch viele Möglichkeiten auslassen zu müssen. Ein einzelner Mensch kann nie alle vorhandenen Möglichkeiten nutzen. Dieses "immer mehr" an Möglichkeiten bringt daher auch ein "immer mehr" an nicht durchführbaren Möglichkeiten mit sich. Damit müssen wir Menschen erst einmal fertig werden.

Wie hängt die „Krise“, von der im Moment alle reden, damit zusammen?
Wir in Österreich sind ja derzeit nur "medial" davon betroffen, sprich ohne die Medien würde niemand wirklich eine Krise spüren, da es uns ja in Wahrheit besser geht als jemals zuvor; zumindest materiell. Ich schaue insgesamt sehr positiv in die Zukunft. Ich glaube die Menschheit wird sich in vielen Bereichen neu "aufstellen" Diese Zeit der Veränderung wird in Summe einen Fortschritt für uns alle hervorbringen. Ich möchte mit meinem Programm auch einen Beitrag dazu leisten, will den Leute das Gefühl und die Botschaft vermitteln, dass es an jedem Einzelnen von uns liegt, eine bessere Welt zu erschaffen.

Man hört oft, in (scheinbar) schlechten Zeiten habe es das Kabarett leichter. Würden Sie dem zustimmen?
Ich denke grundsätzlich ist Humor ein Ventil, welches vor allem in Zeiten emotionaler Belastung jedem Entspannung bringen kann. Der Bogen dieser Belastung wird in Zeiten wie diesen durch die Fülle an Informationen natürlich gespannt und daher ist es sicher für das Kabarett von Vorteil.

Sie spielen Ihre Programme auch regelmäßig und erfolgreich in Deutschland. Agieren sie vor deutschem Publikum anders als in Österreich – sprachlich und inhaltlich? Wie groß sind die humormäßigen Unterschiede zwischen den Nationalitäten?
Also sprachlich agiere ich schon anders, variiere in Tempo und Dialekt, inhaltlich eigentlich kaum. Es gibt zwar immer ein paar länderspezifische Inhalte, die fallen aber kaum ins Gewicht bei meinen Programmen. Die humormäßigen Unterschiede sind meines Erachtens relativ gering, es gibt da andere Kriterien die etwas stärker wirken, wie z.B. Stadt/Land oder Mann/Frau und alt/jung. Aber in Summe verschwinden durch die Allmacht des Fernsehens insgesamt die Grenzen.

Und wie beurteilen Sie generell das Standing der österreichischen Kleinkunst im großen Nachbarland?
Ich habe schon den Eindruck, dass wir als Österreicher sehr beliebt bei unseren deutschen Nachbarn sind. Was die Kleinkunst anbelangt, so hat sich in Deutschland hier in den letzten 15 Jahren eine unglaubliche Dynamik und Vielfalt entwickelt. Die österreichischen Beiträge sind davon ein kleiner Teil, die sich aber nicht wirklich als etwas sehr Spezielles abheben.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Jürgen VOGLohneE feiert am 16. Oktober 2012 im Kabarett Niedermair mit seinem neuen Programm "Warum habe ich alles und nicht mehr?" Premiere. Alle weiteren Termine finden Sie in unserem Kalender.

Tickets für die Österreich-Termine bei www.oeticket.com. Ticketinfos für alle anderen Termine auf den jeweiligen Bühnenhomepages.
 

Interview vom 10.10.2012, 17:55 Uhr · rb
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