"Tellerrandtango": Neues von den Mopeds

Kolumnisten, Web 2.0-Koryphäen, neuerdings auch Auftrags-Gagschreiber und natürlich Kabarettisten: Die Gebrüder Moped sind in vielen Sphären tätig. Am 16. September präsentieren sie in der Kulisse ihre neueste Arbeit "Tellerandtango". kabarett.at hat zum Interview gebeten.

In eurem letzten Programm habt ihr zwei Bühnencharaktere verkörpert, die miteinander in Dialog treten und eine gemeinsame Geschichte erleben. Beim neuen „Tellerrandtango“ wird es eher in Richtung Nummernkabarett gehen. Was dürfen wir erwarten?
Nein, ganz ohne roten Faden schaffen wir es nicht. Der Tellerrandtango ist schon ein eigenständiges Werk. Aber es stimmt: Wir pfeifen diesmal aufs große Geschichten erzählen, sondern bringen unseren Blickwinkel, den wir tagtäglich auf Facebook, Twitter und in unseren Kolumnen leben, auf die Bühne. Im Dialog sind wir dabei immer. Im Tellerrandtango mehr denn je.

Ihr seid in den sozialen Netzwerken für eure Kommentare und Bildmontagen zu politischen Themen bekannt. Diese sollen nun auch in das neue Programm einfließen. Wie kann man sich das vorstellen?
Man wird die Bilder sehen. Wir sind diesmal zu dritt auf der Bühne: Zwei Mopeds und eine Leinwand. Unsere Bilder begleiten uns durch den Abend und führen letztlich die Regie als wichtiger Bestandteil der Show.

In der Sphäre von Twitter und Co. treiben sich ja eher jüngere Menschen herum, während man in der Kleinkunstszene immer wieder die Sorge hört, dass das junge Publikum schwer erreicht wird. Wie hoch ist der gefühlte Altersschnitt bei euren Vorstellungen? Und gibt es Synergien zwischen eurer Web-Gefolgschaft und eurem Kabarettpublikum?
Unser Publikum ist demnach sehr gemischt. Aber Unterschiede zwischen den KabarettbesucherInnen mit und ohne Facebook-Account gibt es keine. Unser Webauftritt ist ja in Wirklichkeit der lebensnähere als der auf der Bühne. Im Netz besuchen wir die Menschen in ihrem RealLife, scheinen mitten in ihrem Alltag auf. Auf der Bühne ist das anders: Dort besuchen uns die Leute - und von Alltag keine Spur, ein Bühnenprogramm ist ja etwas Fiktives. Das Schöne: Beides bereitet uns ungeheuerlichen Spaß.

Die Metapher im Titel mit dem Tellerrand erscheint logisch, aber was hat es mit dem Tango auf sich? Wird im neuen Programm gar getanzt?
Tango fegt doch. Und im Tango fegen erst recht die Tanzenden. Sie zischen von einer Bande des Parketts zur anderen. Wir tanzen nicht, aber wir fegen auch - quer über den Teller. Und wir baden im eingebrockten Süppchen und erfreuen uns am Weitblick, bis wir am Tellerrand anprallen und umgehend wenden. Dann darf das Spielchen von vorne beginnen.

Sprechen wir über eure Arbeit als Autoren für „Willkommen Österreich“ und das Simpl. Gibt es Unterschiede in der Herangehensweise wenn ihr für euch selbst schreibt und wenn ihr Auftragsgags macht?
Wir haben beides bislang nur sehr punktuell gemacht, aber dafür mir großer Freude. Wir schreiben generell gerne auch für andere. Das ist das Gute am Duo: In guten Zeiten sprudelt so viel aus uns heraus, dass sowohl für Auftragsarbeiten als auch für uns selbst jede Menge vorhanden ist. Der Perspektentivenwechsel hat für uns auch großen Reiz.

Nehmen wir an, es fällt euch ein wirklich ganz außergewöhnlich guter Witz ein, so einer, der nur alle paar Jahre passiert. Würdet ihr den „verkaufen“ oder lieber geheim halten, bis ihr in für die eigene Arbeit verwenden könnt?
Da gibt es keinen Unterschied. In dem Moment, wo uns die Pointe einfällt, halten wir sie so und so für die Pointe des Jahrhunderts. Und wir verwenden sie umgehend dafür, wo sie im Augenblick hingehört. Nein, wir haben keinen Tresor für Superwuchteln, in dem wir humoristische Gustostücke für schlechtere Zeiten lagern.

Im fernen Villach gestaltet ihr eine Reihe an Mixed-Abenden namens „Kabarett-Koalition“. Bitte erzählt ein bisschen was darüber. Und warum gerade in Villach?
Wir bringen im Kulturhofkeller an fünf Abenden über die ganze Saison verteilt zehn unserer Lieblingskabarettacts nach Villach. Den Auftakt machen Gerald Fleischhacker und Flüsterzweieck am 03.10.2014. Weiter geht es mit Pepi Hopf, Clemens Maria Schreiner, Christoph & Lollo, Hosea Ratschiller, Susanne Pöchacker, Blonder Engel, Leo Lukas & Simon Pichler und RaDeschnig. Wir Mopeds führen jeweils durch den Abend und spielen am Ende mit allen KabarettistInnen ein gemeinsames Finale. Wir hatten in der Vergangenheit im Kulturhofkeller ein paar wirklich feine Abende und fühlen uns in Villach künstlerisch pudelwohl. Erst vor kurzem haben wir dort die Vorpremiere von „Tellerrandtango“ gespielt. Vor ausverkauftem Haus. Villach liebt uns und wir lieben Villach. Da liegt es doch auf der Hand, die Kabarett-Koalition genau dort umzusetzen.

Ihr schreibt – neben anderen Kolumnen – auch für die „Alszeilen“, das Magazin des Wiener Sportklubs? Woher kommt eure Liebe für diesen Verein?
Nun gut, wir wollen den kleinen Bruderzwist im Hause Moped nicht wegblenden: Martin mag Sportklub, Franz die Vienna. Beide sind Klubs, mit deren Verständnis von sportlichem Ethos und Fankultur wir sehr viel anfangen können. Und: die ihre Rivalität sehr freundschaftlich leben und lieben, daher hat auch der blaugelbe Zweig der Familie Moped mehr Freude als Problem damit, sich an den Alszeilen des Sportklubs zu beteiligen. Come on, Sportklub!

Franz Joseph hat unlängst auch ein Soloprogramm gemacht. Sind weitere Schritte in diese Richtung geplant oder bleibt ihr mittelfristig als Duo aktiv?
Wir haben im Rahmen einer Familienaufstellung durchgezählt und erkannt: wir sind zu zweit. Und dabei bleibt’s.

Wir danken für das Gespräch!

Die Premiere von "Tellerrandtango" findet am 16.09.2014 um 20:00 Uhr in der Wiener Kulisse statt. Alle weiteren Termine und Infos zum Programm finden Sie im Kalender

Interview vom 08.09.2014, 16:13 Uhr · rb
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