Vierter Streich: Nadja Maleh und "Placebo"
Schauspielerin wollte Nadja Maleh schon von klein auf werden, wie es in ihrer Vita steht. Nicht nur das ist der Tochter eines Syrers und einer Tirolerin bestens gelungen. Neben zahlreichen Engagements in Film, TV und Theater ist Maleh auch als Regisseurin, Vortragende, Coach - und seit 2007 besonders im Solokabarett erfolgreich. Heute gilt sie als eine der vielseitigsten, von Publikum und Kollegenschaft gleichermaßen hochgeschätzten Künstlerinnen der Szene im In- und Ausland. Davon zeugen nicht zuletzt zahlreiche Preise, etwa der Österreichische Kabarettförderpreis (2010) oder das Silberne Passauer Scharfrichterbeil (2008).
Mit "Placebo" legt Nadja Maleh nun ihr viertes Soloprogramm vor, und dabei dreht es sich um Fragen wie diese: Macht IHR Kopf, was SIE wollen oder was man von ihm erwartet? Werden wir auch in Zukunft hinters Licht geführt, oder geht es uns endlich auf? Neueste medizinische Erkenntnisse sagen: Schenken Sie Nadja Maleh Ihren Glauben - dann sind Sie ihn endlich los! Denn: wer's glaubt, wird selig, und wer's nicht glaubt, auch! Zu erwarten ist ein Abend, der in Maleh-typischer Weise wieder mit allerlei liebevoll ersonnenen Figuren, einer erstaunlichen Verwandlungskunst und einigen Ausflügen in die Sphäre der Chansons aufwarten wird. Premiere ist am 10.02.2015 in der Kulisse. Alle weiteren Termine finden Sie in unserem Kalender.
Männer um die 50 - Nowak und Pissecker
Neue Programme gibt es auch von zwei Herren, die die Entwicklung des modernen heimischen Kabaretts von Anfang an mitbegleitet haben. Der eine ist Reinhard Nowak, ehemals Mitglied der legendären Formation Schlabarett und nicht zuletzt durch seine zentrale Mitwirkung im Kultfilm "Muttertag" eines der bekanntesten Gesichter der Branche. Zuletzt hat er als Solist auf seine ersten 30 Bühnenjahre zurückgeblickt, gibt aktuell mit Christoph Fälbl "Helden für nix" und brilliert im Ensemble mit Heilbutt & Rosen in der Erfolgskomödie "Flotter 4er". Vermutlich ist es auch dieser Zusammenarbeit geschuldet, dass sich Nowak für sein neues Solo das Heilbutt-Duo Helmuth Vavra und Berthold Foeger als Autoren an Bord geholt hat. "Das Wunder Mann" heißt das Werk, und darin will der Künstler zeigen, dass er tatsächlich ein Wunder der Schöpfung ist. Außerdem erklärt er Hintergründe und faszinierende Details der Evolution, beschäftigt sich mit Darwins Theorien genauso wie mit Adam und Eva - und wird bestimmt kein Fettnäpfchen auslassen. Wir sind gespannt auf die Premiere am 23.02.2015 im Orpheum. Folgetermine hier.
Vor kurzem den 50er geknackt hat auch Wolfgang Fifi Pissecker. Mit Nowak verbindet ihn, dass seine Laufbahn ebenfalls bei einer sagenumwobenen Formation begonnen hat - nämlich bei den Hektikern, wo er u. a. mit einem gewissen Viktor Gernot tätig war. Auch für Pissecker waren die jungen Ensemblejahre das Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere auf der Bühne und vor der Kamera. Im Solokabarett beackerte er bisher so unterschiedliche Felder wie den Jakobsweg und die Midlife-Crisis eines Strippers. Im neuen Programm thematisiert Pissecker also nun sein eigenes Überschreiten des halben Jahrhunderts und klärt Fragen, wie: Welche Investitionen zahlen sich mit 50 wirklich noch aus? Ist Botoxen das neue Seidentuch Malen? Warum sagen alle, dass 50 das neue 30 ist, es sich aber an manchen Tagen eher wie das neue 70 anfühlt? Das und viel mehr gibt es bei der Premiere von "Fifi Fifty" am 06.02.2015 im Orpheum sowie an diesen Terminen.
Horror bei Hauptmann, Lenz fauLENZt, Sedivy auf Ego-Trip
Gruselig wird es im neuen Programm von Markus Hauptmann. In einer Schule verschwinden reihenweise und spurlos die Lehrer. Wo Sie sind, weiß keiner. In der Karibik? Im Burn-Out? Oder haben sie einen neuen Job als Korrekturleser der Tageszeitung "Österreich"? Die Suche erweist sich als harte Nuss, schließlich gibt es Einfacheres, als Menschen zu finden, die aus einem nackten Überlebenstrieb gelernt haben, bei der Auswahl Ihrer Verstecke äußerst effizient zu sein. Wird dieser Fall überhaupt jemals zu lösen sein in einer Schule, in der unerklärliche Dinge vorgehen, und in der das einzige pädadogische Konzept "Überleben" heißt? Die Antwort gibt es erstmals am 24.02.2015 in der Kulisse, wenn Hauptmann seinen Schulthriller "Ich weiß was du letztes Schuljahr getan hast" präsentiert. In Nebenrollen: der verhaltenskreative Schüler Damian Höllental und die spirituosenaffine Direktorin Reinthaler. Auf der Bühne wird Markus Hauptmann wieder von seinem "Schüler" Georg Huber unterstützt. Alle Termine hier.
"fauLENZen" heißt das neue Werk und somit zweite Solo von Daniel Lenz, auch bekannt als Schienentröster und damit der letzte Übriggebliebene des einstigen Trios. Darin stellt der Tiroler die These auf, dass technischer Fortschritt vor allem in Faulheit begründet ist. Als die Menschen zu antriebslos wurden, aufzustehen und den Sender zu wechseln, erfanden sie kurzerhand die Fernbedienung. Als Schauplatz wählt Lenz das AMS, wo er als unterarbeiteter Kabarettist inmitten einer Gruppe von Menschen landet, die keineswegs faul, sondern eher unbelastbar sind. Und so entwickelt sich eine Gruppendynamik, bei der verloren hat, wer als Erster vermittelt wird. Die Premiere von "fauLENZen" findet am 26.02.2015 im Kabarett Niedermair statt. Alle weiteren Termine hier.
Alexander Sedivy ist bekannter und virtuoser Stimmenimitator sowie Gastgeber des regelmäßigen Live-Talk-Kabarett-Formats "Die Blutbild-Show". In seinem neuesten Solo begibt sich der sonst immer sehr liebe Künstler endlich auf einen handfesten Ego-Trip. Der stellt sich jedoch als schwieriger als zunächst angenommen heraus: Wie soll man überhaupt egoistisch sein, wenn man von lauter Egoisten umgeben ist? Kennt seine I-Watch Sedivy besser als er sich selbst? Und welche App bändigt den inneren Schweinehund? Ein Abend ganz nach dem Motto: Selfie or not selfie? Die Premiere von "Endlich Ich" findet am 20.02.2015 in der Kulisse statt. Weitere Termine im Kalender.
Horst Evers einmalig im Stadtsaal!
Im Wiener Stadtsaal darf man sich auf ein hochkarätiges Gastspiel aus der Bundesrepublik freuen: Horst Evers, der legendäre larger than life-Geschichtenerzähler aus Berlin. Er bringt seine aktuelle Arbeit "Hinterher hat man's meist vorher gewusst" für einen einzigen Abend nach Wien. Der Name ist Programm, denn viele seiner Freunde, so Evers, haben es stets schon lange vorher gewusst. Egal, wie überraschend ein Ereignis auch sein mag, immer wieder wird es mit einem souveränen "Das war doch klar!" kommentiert. Ob NSA, Lebensmittelskandale oder auch wirklich erstaunliche private Katastrophen - die Freunde haben es immer schon vorher gewusst. Das aber erst, nachdem es passiert ist. Evers' Geschichten fangen meist ganz harmlos an, und entwickeln sich zu einem vielschichtigen Dickicht sehr, sehr lustiger Seltsamkeiten. Wer ihn noch nicht kennt, dem sei ganz massiv ans Herz gelegt, am 28.02.2015 in den Stadtsaal zu kommen! Programminfos hier.
Die ganze Vielfalt des Kabaretts
Neben diesen bereits mehr oder weniger etablierten Künstlern präsentieren im Februar auch einige Kabarettisten neue Programme, die (noch) nicht ganz weit oben angekommen sind. Wir von kabarett.at können dem geneigten Publikum nur empfehlen, auch einmal einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen, und in Vorstellungen jener Künstler zu gehen, die abseits des großen Rampenlichts sehr solide Arbeit leisten und für die enorme Vielfalt der Szene stehen. Stellvertretend für viele andere seien hier vier davon genannt, die in diesem Monat brandneue Werke liefern.
Josef Burger, "Burgerland": Premiere am 03.02.2015 in der Kulisse. Termine und Infos hier.
Gerhard Gradinger, "Burned Out!": Premiere am 16.02.2015 in der Gruam. Termine und Infos hier.
Bernie Magenbauer, "Im Schnelldurchlauf": Premiere am 24.02.2015 im Theater am Alsergrund. Termine und Infos hier.
Florian Narratio, "Glauben heißt nichts denken": Premiere am 03.02.2015 im Theater am Alsergrund. Termine und Infos hier.