Was ist Liebe? Gerhard Gradinger über die "3 V's"

Lassen Sie sich durch den kurzen Titel nicht irritieren: Gerhard Gradinger nimmt sich im neuen Programm (Premiere am 25. 2. in der Gruam) eines sehr wichtigen Themas an, nämlich der Liebe. Im Gespräch mit kabarett.at erzählt Gradinger, warum das so ist, wofür die titelgebenden "3 V's" stehen und einiges mehr.

Steckt in der Phrase "verliebt, verlobt, verheiratet" der Umstand, dass man nur am Beginn einer Beziehung verliebt ist? Ist man in der heutigen Zeit ohne Liebe besser dran - weil Flugzeuge im Bauch eh auf die Verdauung gehen? Kann man so kaltschnäuzig leben? Wer oder was ist Liebe überhaupt? Viele Fragen stehen am Anfang von den "3 V's", dem neuen Programm von Gerhard Gradinger. Vor der Premiere am 25. Februar in der Wiener Gruam unterhielten wir uns mit dem Künstler.

„Wer oder was ist Liebe?“. Dieser Frage willst du im neuen Programm nachgehen. Ist es nicht überambitioniert, im Rahmen von zwei Stunden Kabarett eine Antwort auf eine der zentralen Fragen der Menschheit zu suchen?
Ja, deswegen habe ich mir ja auch mit dem Wort „versucht“ geholfen, es steht ja im Pressetext: "...das versucht Gerhard Gradinger gemeinsam mit seinem Publikum herauszufinden..." Ich glaube wenn man wirklich ernsthaft dieses Thema behandelt, dann braucht man länger. Allerdings „wirklich ernsthaft“ sollte es ja im Kabarett nicht zugehen. Daher möchte ich das Thema eher mit einem Augenzwinkern und der richtigen Portion Selbstironie angehen. Was ich allerdings - logischerweise rein subjektiv - als Liebe betrachte verrate ich erst im Programm.

Die titelgebenden 3 V’s stehen für „verliebt, verlobt, verheiratet.“ Ist dieses Konzept in Zeiten von Lebensabschnittspartnerschaften und Patchwork-Familien überhaupt noch zeitgemäß?
Die „3 V´s“ sollen eher als Metapher dienen für die einzelnen Phasen, die man in einer Beziehung durchläuft. Verliebt - der schöne Anfang, das Strahlen, verlobt - das sich schon näher kennen, verheiratet - der Alltag. Manche Leute sind in langjährigen Beziehungen ohne Trauschein und am Ende haben sie sich mehr als verheiratet gefühlt. Natürlich gehe ich im Programm auch auf alt und neu bzw. früher und heute ein. Eine Sache, die sicher neu in unserer Zeit ist, ist dass wir alle mehr Auswahlmöglichkeiten haben und es in dem Sinn keine richtige Beständigkeit mehr gibt.

Wie ist die Idee entstanden, ein Programm zum Thema "Liebe" zu machen?
Meine Programme schreibe ich immer aus dem Alltag. Sie haben viel damit zu tun, was mir gerade so in meinen Leben passiert. Mit 30 habe ich mich begonnen für Esoterik zu interessieren und bei fast jedem Esoterikbuch ist am Ende immer der Schlüssel „zum glücklichen Leben“ die Liebe. Dann habe ich mal beobachtet (was ja als Kabarettist mein Job ist) und bin in einer vollbesetzten U-Bahn gefahren bzw. bin durch die ganze Garnitur gegangen: Lauter grantige Gesichter. Nur einer, ein junger Bursch, saß mit seinem Handy in der Hand da, telefonierte und wusste nicht wie er seiner Freundin erklären soll, dass er sich nicht „ich liebe dich“ in der Öffentlichkeit sagen traut. Da dachte ich: Das gibt´s ja nicht. In dieser U-Bahngarnitur sind in etwa 800 Menschen, davon ist nur einer glücklich und der geniert sich dafür. So bin ich zum Einen auf das Thema gekommen, und zum anderen weil ich seit einem Jahr glücklich und immer noch frisch verliebt bin.

Du schreibst in der Ankündigung, das Programm werde so viele Beziehungen zusammenführen wie es trennen wird. Muss man sich als Kabarettfan, die/der glücklich verliebt ist, Sorgen machen, wenn man zu einer deiner Vorstellungen geht?
Nein, jemand der glücklich verliebt ist muss sich keine Sorgen machen. Auf was das genau bezogen ist möchte ich noch nicht verraten. Nur so viel, man muss keine Angst haben. Was noch viel positiver ist, es kann ja auch Leute zusammenführen oder eine etwas eingerostete Partnerschaft wieder aufleben lassen.

Du warst erst vor kurzem im Finale der Schlossquadratgurke, dem ersten Wiener Comedypreis vertreten. Gegenwärtig läuft eine oft emotional geführte Debatte um die Unterschiede zwischen Kabarett und Comedy. Wie stehst du dazu? Machst du eher Kabarett oder Comedy? Und wo liegt eigentlich konkret der Unterschied?
Diese emotionalen Debatten verstehe ich nicht, so eine strikte Trennung ist für mich eher kontraproduktiv, da ich mir bei „Comedy“ zu sehr als Kabarettist vorkomme und bei „Kabarett“ zu sehr als Comedian. Der Unterschied liegt darin, dass bei Kabarett der Fokus darauf liegt, dass man mit dem Finger zeigt, ohne mit dem Finger zu zeigen. Und bei der Comedy liegt der Schwerpunkt bei den „Lachern“

Egal ob Kabarett oder Comedy, die Szene in Österreich ist jedenfalls sehr breit, Auftrittsmöglichkeiten für viele Künstler rar gesät. Was muss man in der österreichischen Szene tun, um aus der Masse herauszustechen und sich nachhaltig einen Namen zu machen?
Wenn ich das wüsste hätte ich wohl schon einen „nachhaltigen Namen“. Naja jede Auftrittsmöglichkeit wahr nehmen, jeden Wettbewerb bereisen, immer an sich arbeiten (es gibt kein: "passt scho") und man sollte meiner Meinung nach man selbst bleiben. Denn jeder von uns ist ja in gewissermaßen sein eigener Typ.

Was hast du in der näheren Zukunft für künstlerische Pläne?
Als Erstes ist jetzt mal die Premiere dran, der nächste Schritt ist, mit diesem Programm möglichst viele Termine zu spielen. Es ist auch ein weiteres Projekt geplant: „6 in Kabarett“ mit Uschi Nocchieri, 2gewinnt, Rudi Schöller, Sabine Kunz und mir. Dieses Projekt feiert mal ganz still am 29. März im Kulturverein Tschocherl Premiere und wenn wir alle unsere „freien“ Termine unter einen Hut bringen (und mit 6 Leuten koordinieren ist schwer) dann wird da vielleicht mehr daraus.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Premiere!

 

"Die 3 V's" von und mit Gerhard Gradinger feiert am 25. Februar 2013 um 19:30 in der Wiener Gruam (22. Wagramer Straße 109) Premiere. Alle weiteren Termine finden Sie in unserem Kalender. Am 29. März 2013 um 20:00 findet im Kulturverein Tschocherl (15., Wurmsergasse 52) zum ersten Mal der Mixed-Abend "6 in Kabarett... Ein kurzes Vergnügen" mit Gerhard Gradinger, Uschi Nocchieri, Sabine Kunz, 2gewinnt und Rudi Schöller statt.

Tickets für die Gruam (Premiere bereits ausverkauft!): 0699/19224272 und karten@gruam.at

Tickets für den Kulturverein Tschocherl: www.tschocherl.at.tt

Artikel vom 21.02.2013, 11:47 Uhr · rb
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
16