Fredi Jirkal: Sein Rayon ist die Bühne - seit 10 Jahren

Er ist vielleicht der lustigste Postler des Landes: Ein Jahrzehnt ist es her, dass Fredi Jirkal das Moped gegen den Tourbus getauscht hat. Seither ist der Rayon des kabarettistgewordenen Postbeamten ganz Österreich. Zum Bühnenjubiläum erzählte uns Fredi, wie damals alles begonnen hat, warum er seine Programme fast nur nachts schreibt und vieles mehr.

 

Du feierst heuer dein 10jähriges Bühnenjubiläum. Gehen wir zurück ins Jahr 2002, als alles begann und du vom Postbeamten zum Kabarett-Quereinsteiger wurdest. Wie ist es dazu gekommen?
Eigentlich hatte ich immer schon mit dem Gedanken gespielt, Kabarett zu machen und auch bereits erste Texte geschrieben. Mein Manko war jedoch immer, dass ich Angst hatte, vor Publikum zu sprechen. Meine jetzige Frau und Managerin Isabella hat dann den Ausschlag gegeben. Sie hat mich motiviert, einen Schauspielkurs zu besuchen. Als nächsten Schritt habe ich dann vor Familie, Freunden und Bekannten gespielt. Ich hatte vor, etwa 40 Minuten zu spielen, war dann aber bereits nach 15 Minuten fertig, so nervös war ich. Irgendwann kam dann der Knackpunkt, und ich habe diese Angst besiegt. Von da an ging es besser. Etwa in der Zeit 2003, 2004 habe ich dann an den verschiedenen Kleinkunstwettbewerben teilgenommen. Auch hier hat mich Isabella motiviert, ich war anfangs gegen dieses Messen mit anderen. Meistens habe ich mich aber recht gut geschlagen. Im Rahmen dieser frühen Auftritte haben wir dann auch Post- und Mailadressen gesammelt und uns so eine erste Fanbasis aufgebaut.

Einer der ersten, der dein Potential erkannt hat, war Josef Hader...
Ja, Josef hat damals über seinen Techniker von mir erfahren. Er ist dann zu meinem Programm gekommen und hat mich danach gefragt, ob ich bei seinem nächsten Auftritt im Wiener Audimax im Vorprogramm spielen möchte. Das hab ich getan und seither besteht eine kollegiale Verbindung zu Josef Hader. Er hat dann auch einen gemeinsamen Pressetermin in der Kulisse organisiert. Ich habe ihm sicher einiges zu verdanken. Ebenso möchte ich an dieser Stelle Ludwig Müller erwähnen, der mich damals beim "Grazer Kleinkunstvogel" entdeckt hat und mich für Auftritte im Spektakel empfohlen hat. Auch das hat mir viel geholfen.

Es ist relativ schnell gegangen, dass du in der Szene bekannt warst und zum Profi-Kabarettisten wurdest (viele Kollegen brauchen viel länger, um sich einen Namen zu machen). Wie ist das gegangen?
Das hat sicher einiges mit dem Thema des ersten Programmes "Mei Rayon" zu tun. Es gab damals noch etwa 30.000 Postbeamte in Österreich, und bei den frühen Auftritten waren große Teile des Publikums Post-Kollegen. Auch sonst denke ich, dass das Thema Post viele Menschen bewegt: Jede/r hat hin und wieder Kontakt zum Briefträger oder kennt jemanden, der irgendwann bei der Post war. Daher hat das erste Programm viele Leute interessiert - das war sicher mein Glück.

Du kannst mittlerweile 5 Soloprogramme und einen Best Of-Abend vorweisen. Dabei fällt auf, dass du viele autobiographische Elemente einfließen lässt (Beruf, Familie, Tochter). Woraus beziehst du deine Inspiration?
Ich glaube eine meiner Stärken ist, dass ich auf der Bühne authentisch bin. Dazu gehört, dass sehr viel von dem, was ich bringe, auf persönlichen Erfahrungen basiert. Manches ist übertrieben, einiges auch untertrieben - aber alles ist aus dem Leben gegriffen. Auch fast alle Personen, die vorkommen, gibt es wirklich. In einem Fall war ich sogar zu authentisch, nämlich beim zweiten Programm, "Kinderwunsch". Ich habe das Programm geschrieben, während meine Frau und ich noch aktiv den Kinderwunsch hatten, und es geht um die Irrwege, die ein Paar beschreitet, damit dieser Wunsch endlich in Erfüllung geht. Bei den Vorpremieren waren einige Zuseher emotional so betroffen, dass sie sogar weinen mussten. Da war der ernste Hintergrund einfach zu stark. Ich habe das Programm dann vor der Premiere noch umgeschrieben. Es war immer noch bewegend, aber zumindest hat niemand mehr geweint.

Wie läuft der Prozess deines Schreibens konkret ab?
Am Beginn stehen immer nur Pointen. Wann immer mir etwas Lustiges einfällt, schreibe ich es auf. Aus dieser Pointensammlung entsteht dann nach und nach etwas und irgendwann habe ich eine vage Vorstellung, worum es im Programm gehen soll, eine Art Grundgerüst. Dann denke ich mir einen Titel aus und fixiere einen Premierentermin. Etwa ein halbes Jahr davor beginne ich, intensiv zu schreiben. Da ich mich tagsüber dem Familienleben widme und sehr viel für meine Tochter da sein möchte, schreibe ich meistens nachts, zwischen zwei und sieben Uhr. Da ist es ruhig und ich kann mich zu 100% der Arbeit widmen.

Das aktuelle Programm "Das Ungeheuer von Wellness" nimmt den Wellness-Boom aufs Korn. Beruht das auf konkreten Erfahrungen?
Nun, ich dachte, das Thema eignet sich gut für ein Programm. Ich bin dann mit meinem Techniker für eine Woche in die Therme nach Bük zum Recherchieren gefahren - nach Ungarn deshalb, weil es dort etwas billiger ist. So konnten wir uns das volle Programm geben, haben zum Teil sechs Massagen täglich absolviert - von Ayurveda bis Hot Stone und Schokolademassage. Aus diesen Erfahrungen ist dann einiges in das Programm eingeflossen. Ich denke es ist wichtig zu wissen, wovon man auf der Bühne spricht.

Du spielst neben dem aktuellen Stück auch nach wie vor "Mei Rayon" und ein "Best Of"-Programm. Ist es nicht schwierig, zwischen den Stücken zu wechseln?
Nein, damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich glaube es liegt daran, dass ich alles selbst geschrieben habe und es auf authentischen Erfahrungen basiert. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, zwei Jahre lang ausschließlich ein Programm zu spielen, so wie das viele Kollegen tun. Das wäre mir zu langweilig. Ich habe das Glück, dass "Mei Rayon" immer noch nachgefragt wird. Dieses Programm werde ich wahrscheinlich ewig spielen. Und das, obwohl ich ab 1. Jänner 2013 offiziell kein Postbeamter mehr bin (lacht).

Hat sich die Kabarettszene gewandelt, seit du auf der Bühne stehst?
Ich glaube nicht, muss aber dazu sagen, dass ich mich in der Szene gar nicht so gut auskenne. Ich werde zwar immer wieder zu Premieren eingeladen, meistens fehlt mir aber die Zeit, hinzugehen. Außerdem bin ich eher der Typ, der das Rampenlicht meidet. Ich würde es wohl nicht aushalten, ständig in den Seitenblicken vorzukommen. Wenn ich in Wien spiele, ist der Saal meistens voll - und das genügt mir. Ich möchte kein "Szenemensch" sein, der ständig auf der Straße erkannt wird. Das ist nicht mein Fall.

Wie wirst du dein Bühnenjubiläum feiern?
Am 30. November 2012 werde ich in der WienEnergie zum Jubiläum "Mei Rayon" spielen. Der Abend wird für eine DVD-Neuauflage auch aufgezeichnet. Das soll auch eine Geste des Dankes an die WienEnergie sein. Ich durfte dort einige meiner ersten Auftritte absolvieren.

Wenn du zurückblickst, gab es Pannen oder Hoppalas, die dir in Erinnerung geblieben sind?
Ja, da gibt es einiges. Einmal hätte ich in Neukirchen am Großvenediger in Salzburg spielen sollen. Gefahren sind wir aber nach Neunkirchen in Niederösterreich. Es ist uns nichts anderes übrig geblieben, als den Auftritt in Salzburg um einen Tag zu verschieben. Auch technische Pannen gibt es immer wieder. Erst vor kurzem ist mein Mikro ausgefallen. Ich musste 20 Minuten lang schreiend die Leute unterhalten. Lustigerweise hat das Publikum gedacht das gehört zum Programm.

Wie sieht die zukunft von Fredi Jirkal aus?
Im Herbst 2013 wird voraussichtlich das neue Programm starten. Worum es dabei gehen wird, kann ich aber noch nicht sagen. Ansonsten hoffe ich, dass es so weiter geht wie bisher: Ich möchte weiter mein Familienleben genießen und Kabarett machen. Nach mehr strebe ich gar nicht. Ich möchte nicht die Nummer 1 werden, auch nicht die Nummer 2. Ich möchte einfach auf der Bühne stehen und die Leute zum Lachen bringen. Solange mir das gelingt, kann ich voll und ganz zufrieden sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Zur Person: Fredi Jirkal, 1967 in Wien geboren, ist gelernter Tischler, verbrachte jedoch weite Teile seiner beruflichen Laufbahn als Postbeamter. 2002 wechselte er  - vorerst nebenberuflich - ins Kabarettfach. Das erste Programm "Mei Rayon - Ein Postlerleben" ist inspiriert von Jirkals Erfahrungen als Briefträger. 2004 folgte das zweite Programm "Kinderwunsch" und Fredi begann, hauptberuflich als Kabarettist zu wirken. Weitere Soloprogramme: "Gummiringerl" (2006), "Man bleibt Kind" (2008) und "Das Ungeheuer von Wellness" (2010). Privat ist Fredi Jirkal in zweiter Ehe mit Isabella verheiratet, die sich auch um das Management kümmert. 2006 kam Tochter Anja Romana zur Welt.

 

Alle aktuellen Termine von Fredi Jirkal finden Sie in unserem Kalender.

Fredi Jirkal hat uns dankenswerterweise 5 DVDs des aktuellen Programmes "Das Ungeheuer von Wellness" zur Verfügung gestellt. Wenn Sie eine davon gewinnen möchten, nehmen Sie an unserem Gewinnspiel teil!

Interview vom 26.10.2012, 16:15 Uhr · rb
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