2gewinnt im Schmusemodus

Das Satire-Duo 2gewinnt galt bisher in der jüngeren Wiener Kleinkunstszene als Vertreter der härteren Satire-Schule. Weder vor derben Geschmacklosigkeiten noch vor wüsten Publikumsbeleidigungen schreckte man zurück. Im neuen Programm "Schmusen" soll nun alles ganz anders werden...

Was haben David Haller und Homajon Sefat nicht schon alles sich selbst und ihrem Publikum angetan? Es gab übelste Beleidigungen, Schreiduelle, Verachtung und Verzweiflung, Nummern über perverse Geistliche und völlig hirnlose Politiker. Als "Gipfelpunkt der Geschmacklosigkeit" bezeichnete ein Zuschauer eine ihrer Vorstellungen. Nicht einmal vor Peter Rapp, dem Grandseigneur des österreichischen Unterhaltungsgeschäfts, machten die respektlosen Rabauken bei ihrem Skandalauftritt in der ORF-"Comedy-Chance" halt. Der behielt immerhin die Fassung und fühlte sich "positiv beleidigt".

Jetzt sollen sich die Dinge ändern, Haller und Sefat geben sich in der Ankündigung ihres dritten Programms versöhnlich. Die Bedürfnisse des Publikums sollen im Vordergrund stehen, Harmonie und maßgeschneiderte Witze für die Massen seien zu erwarten, wenn am 26.01. im Theater am Alsergrund die Premiere von "Schmusen", dem dritten 2gewinnt-Programm über die Bühne geht. Mit kabarett.at hat das Duo über diese neue Herangehensweise gesprochen, über die erstmalige Zusammenarbeit mit Regisseur Leo Lukas, und mehr.

 

Euer neues, drittes Programm heißt "Schmusen". Angekündigt sind "maßgeschneiderte Witze für die Massen". Habt ihr euch tatsächlich von Zoten und Publikumsbeschimpfung verabschiedet? Ist das neue 2gewinnt ein fröhliches Gute Laune-Duo?
Wir haben uns schon immer als Wellness-Kabarettisten gesehen. Nur sind uns oft unsere Egos und persönliche Eitelkeiten im Weg gestanden. Vielleicht werden wir deshalb als Stürmer und Dränger wahrgenommen. Dabei sind wir tief in unseren Herzen Schmusekätzchen, die nur eines wollen: vom Publikum geliebt werden! Durch „Schmusen“ wird die Welt gut. Zumindest ein bisschen, sonst wäre es gar zynisch.

Worum wird es inhaltlich gehen?
Wenn es uns darum ginge alle Vorstellungen auszuverkaufen, würden wir sagen: Es ist eine Beziehungscomedy: Mann vs Frau, Werkzeug vs Schuhe. Im Grunde geht es jedoch um die Liebe und Verluste. Ein gebrochenes Herz merkt man erst viel zu spät und ohne Zeitmaschine kann man daran nichts ändern. Das ist allerdings nur ein Subtext, verklausuliert durch launige Tierwitze in der U-Bahn, Verschwörungstheoretiker und blinde Innenarchitekten. Darüber schwebt die omnipotente Agentur. Aber im Mittelpunkt steht immer das Publikum und die gewünschte hohe Wuchteldichte.

Ihr konntet mit Leo Lukas einen prominenten Regisseur für das neue Programm gewinnen. Wie ist es dazu gekommen?
Er hat vor einem Jahr bei HUT AB mitgespielt und wir haben ihn nach der Vorstellung schüchtern gefragt ob er es sich eventuell vorstellen könnte bei uns die Regie zu machen.
Wir sind sehr glücklich darüber, dass der Leo Lukas bereit war mit uns zusammenzuarbeiten. Ohne uns übermäßig anbiedern zu wollen aber er ist tatsächlich jemand den wir seit unserer Jugend großartig finden.

Inwiefern unterscheidet sich der Entstehungs- und Probenprozess des Stücks im Vergleich zu früher durch die Mitwirkung eines Regisseurs?
Zu Beginn haben wir die ersten Texte zu Tode geschliffen, bevor wir sie überhaupt dem Leo geschickt haben. Weil wir ihm einfach keine halbfertigen Nummern vorlegen wollten. Was natürlich im Entstehungsprozess unrealistisch und unklug ist.
Der Entstehungs- und Probenprozess ist mit Regisseur ein ganz anderer. Viel strukturierter und detaillierterer. Und der Leo Lukas ist eben ein Vollprofi mit Erfahrung und einer absoluten Gelassenheit, die uns sehr gut tut. Bei den Proben lässt er uns ordentlich schwitzen. Zu Recht!

Seid ihr eigentlich vor einer Premiere nervös, oder so abgerockt, dass euch das alles nicht berührt?
Abgerockt sind wir privat. Oft liegen wir Backstage auf den Tischen zwischen den leeren Weinflaschen und holen Schlaf nach.
Positiv nervös sind wir immer, wenn wir neue Nummern auf die Bühne bringen. Deswegen sind für uns Vorpremieren wichtig. Aber ohne Nervosität davor, kann es auch keine innere Spannung geben. Bei übermäßiger Nervosität hilft übrigens schmusen ganz gut.

Wie hat sich euer Mixed Show-Projekt "Hut ab" in den letzten ein, zwei Jahren entwickelt? Seid ihr zufrieden?
Das Format hat sich bereits etabliert und genauso wie die wunderbare „Gemischte Platte“ sprechen wir damit ein relativ junges Publikum an. Und die Vorstellungen sind in der Regel gut besucht. Darüber freuen wir uns natürlich.

Gibt es sonst noch aktuelle oder zukünftige Projekte, von denen ihr berichten wollt?
Es gibt ein paar Projekte die entweder im Entstehen oder in unseren Köpfen sind. Aber über ungelegte Eier sollte man nicht sprechen. Eines dürfen wir jedoch verraten: HUT AB wird ab März/April ein neues Gesicht bekommen.
Bis dahin wird aber geschmust!

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Die ausverkaufte Premiere von "Schmusen", dem neuen Programm von 2gewinnt findet am 26.01.2016 im Theater am Alsergrund statt. Für den Folgetermin am 06.02.2016 gibt es noch Karten. Alle weiteren Infos und Termine in unserem Kalender

Interview vom 22.01.2016, 16:57 Uhr · rb
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