Christof Spörk: "Es gibt kein vorurteilsfreies Denken"

Mit "Ebenholz" legt Christof Spörk seine dritte Arbeit als Musikkabarettist vor. Nach zwei gefeierten Programmen, die dem Steirer u. a. den renommierten Salzburger Stier eingebracht haben, sind die Erwartungen hoch. Wir haben Spörk zum Interview gebeten und mit ihm über das neue Solo, Politik, Vorurteile und mehr gesprochen.

 

Nach langen Jahren, in denen Christof Spörks künstlerischer Weg ihn mit seinen Bands Landstreich und Global Kryner in Studios und auf Konzertbühnen führte, erfolgte 2011 mit "Lieder der Berge" der Wechsel ins Kabarettfach. Dabei blieb der multiinstrumentale Künstler seinen Wurzeln treu: Zum einen weil Musik in seinen Programmen eine herausragende Rolle spielt, und zum anderen weil Spörk als Absolvent der Politikwissenschaft ein erklärter Vertreter der politischen Kleinkunst ist. Diese Mischung erwies sich als Erfolg. Mit "Edelschrott" legte er zwei Jahre später nach und gilt mittlerweile als einer der profiliertesten Akteure in der anspruchsvolleren Sphäre der Branche.

Nun folgt also mit "Ebenholz" das dritte Programm. Der Titel nimmt Bezug auf das Material, aus dem Spörks Klarinette gefertigt ist, jenes Instrument also, das ihm schon sein ganzes künstlerisches Leben treuer Gefährte ist. Am 16.10. spielt er im Kabarett Niedermair erstmals vor Wiener Publikum, die Salzburger kommen schon einige Tage früher am 11.10. im Kleinen Theater in den Genuss. Rechtzeitig vor den Premieren haben wir mit Christof Spörk geplaudert:

Bei unserem letzten Interview habe ich dich gefragt, ob der Österreichische Kabarettpreis für dein erstes Soloprogramm („Lieder der Berge“) die Erwartungshaltung für das zweite („Edelschrott“) nach oben treibt – was du sehr gelassen kommentiert hast. Nun ist mit dem „Salzburger Stier“ noch ein weitere, fast noch renommiertere Auszeichnung dazugekommen, „Edelschrott“ läuft bald im ORF und du bist endgültig in der ersten Liga der Szene angekommen. Wie erklärst du dir diesen verhältnismäßig schnellen Erfolg?
Da ich ja vorher auch schon auf der Bühne stand, empfinde ich meine derzeitige Arbeit nicht als schnellen Erfolg, sondern als geglückten Branchenwechsel. Subjektiv gesehen habe ich in den letzten Jahren mit meiner Band ja im Schnitt wesentlich mehr Publikum bespielt als ich es als Musikkabarettist tue. Aber es stimmt schon. Als Solist bin ich erst seit dreieinhalb Jahren unterwegs. Und so gesehen geht es natürlich bergauf. Ich genieße diesen Erfolg als Musikkabarettist wirklich sehr. Gerade weil ich etwas demütiger geworden bin.

Lass uns über „Ebenholz“ reden, das neue Programm. Worum wird es gehen?
Es geht um unsere Art zu leben. Natürlich aus meiner Sicht, also durch die Brille meiner Ansichten und Vorurteile. Mein Klarinette ist aus Ebenholz. Sie hat als Hauptinstrument mein Leben geprägt. Das ist der rote Faden. Inhaltlich kann ich behaupten, nix zu sagen, was nicht mit meinem Leben und meinem Denken zu tun hat. Wenn es dann auch noch unterhaltsam wird, wäre das natürlich optimal.

Im Pressetext ist von Vorurteilen und sorgfältig geschnitzten Weltanschauungen die Rede. Um welche Vorurteile wird es im speziellen gehen?
Vorurteile sind ja ziemlich in Verruf geraten. Dabei gibt es kein vorurteilsfreies Denken. Sie helfen uns, die tägliche Informationsflut zu sortieren. Ohne Vorurteile wäre das tägliche Leben noch viel anstrengender. Keine Vorurteile hat nur, wer die Wahrheit kennt. Doch wer die Wahrheit zu kennen vorgibt, ist ein Lügner oder ein Depp. Aber vielleicht ist diese Aussage auch wieder ein verdammtes Vorurteil den Wissenden gegenüber.

Dein Kabarett ist dezidiert politisch. Wie siehst du deine Rolle als politischer Künstler? Dient dir Politik nur als Thema für deine Kunst oder hast du auch die Ambition, durch dein künstlerisches Engagement die Sphäre des Politischen zu beeinflussen, so wie es etwa Roland Düringer im Rahmen seiner Intiative rund um den Hypo-Skandal getan hat?
Den "neuen" Düringer find ich sehr spannend. Die Hypo ist mir ehrlich gesagt ziemlich wurscht. Da geht es ja nur um Geld. Wenn Politik aber nur mehr eine einzige große Diskussion zum Thema "Bei wem wird weniger gekürzt" bedeutet, dann finde ich das sterbenslangweilig. Das Politische an sich und im weitesten Sinne interessiert mich jedoch unglaublich. Unpolitisch zu sein ist auch eine Art politisch zu sein. Nur nicht die sympathischste. Ich mache in "Ebenholz" einige politische Aussagen, etwa beim ironisch gemeinten Lied "Die EU ist schuld!". Ich bin als politischer Mensch überzeugter Europäer. Vielleicht auch weil ich im vorigen Leben Erasmus-Student war. Wir leben in einer unglaublich spannenden Zeit und am besten denkmöglichen Ort der Welt. Deswegen kritisiere ich das latente EU-Bashing in Österreich. Wer argumentativ gegen das europäische Friedensprojekt schießt, kennt entweder die europäische Geschichte nicht. Oder aber er kennt einen Ort auf dieser Welt, wo derzeit alles besser ist. Dann würde ich aber gerne wissen, wo das ist.

Du bist jetzt seit gut einem Jahr ausschließlich allein als Musikkabarettist unterwegs, die Global Kryner endgültig passé. Vermisst du das Bandleben manchmal?
Derzeit noch nicht. Es gibt für mich noch so viel zu tun. Ich übe gerade mit Leidenschaft. Das hab ich während meiner Bandzeit leider nicht getan. Wohl auch, weil ich mit sehr viel administrativer Arbeit zugeschüttet war. Aber ich gebe zu, wenn ich eine gute Band höre kitzelt es in mir gewaltig.

Wie auch beim vorhergehenden Programm hast du Petra Dobetsberger als Regisseurin ins Boot geholt. Wie läuft die gemeinsame Arbeit mit ihr ab? In welchen Punkten eines Kabarettprogrammes ist eine gute Regisseurin besonders wichtig?
Petra Dobetsberger passt aus meiner Sicht einfach perfekt zu meinen Ideen und meiner Arbeitsweise. Alles andere ist strengstes Betriebsgeheimnis.

Außer den vielen Terminen mit „Ebenholz“ in nächster Zeit, hast du noch weitere künstlerische Projekte am Laufen oder richtet sich der ganze Fokus auf das neue Programm?
Ich bin eher monothematisch. Konzentriere mich derzeit voll und ganz auf mein Musikkabarett. Wenn ich eines Tages das Gefühl haben sollte, ein Level erreicht zu haben mit dem ich rundum zufrieden bin, dann wird es Zeit andere Träume umzusetzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Alle Infos und Termine zu "Ebenholz" finden Sie hier. Ein älteres Interview mit Christof Spörk zum Programm "Edelschrott" können Sie hier nachlesen.
 

Interview vom 08.10.2014, 10:46 Uhr · rb
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