"Experimensch": Neues von RaDeschnig

Das Kabarettduo RaDeschnig feiert am 30.Jänner die Premiere des dritten abendfüllenden Programms. In "Experimensch - Das Magazin" geht es um "Gesundheit, Glück, und was gutgläubige Menschen dafür machen". Wir haben Birgit und Nicole Radeschnig zum Interview getroffen.

Der Name RaDeschnig wird immer geläufiger in der Branche. Die Zwillingsschwestern und Kleinkünstlerinnen stehen für intelligentes und sehr eigenständiges Musikkabarett, das schwierige Themen nicht scheut. Nach einer Abrechnung mit ihrer Kärntner Heimat ("Nach Kärnten", 2010), einer rabenschwarzen Zukunftsvision eines Altersheimes ("A Zimmerl zum Leben", 2012) steht nun das dritte abendfüllende Programm kurz vor seiner Uraufführung.

"Experimensch - Das Magazin" wird es heißen und die Protagonistinnen wollen dabei tatsächlich in die Rollen der einzelnen Zeitungsseiten schlüpfen. Wie das funktioniert, warum sich RaDeschnig diesmal dem Thema fragwürdige Glücks- und Gesundheitsversprechen angenommen haben, und noch einiges mehr erzählten uns Birgit und Nicole im folgenden Interview.

Wir haben das letzte Mal vor etwas mehr als einem Jahr gesprochen. Was gibt es seither Neues bei euch?
Birgit Radeschnig (B): Tatsächlich wird meine graue Strähne immer grauer.
Nicole Radeschnig (N): Mhm, sehr interessant.
B: Durchaus.
N: Viele neue Projekte, die Agentur Rideo übernimmt sowohl den großen Brocken der Organisation, als auch die psychologische Betreuung, wir haben weniger Zeit um auf Konzerte zu gehen und können uns dafür aber richtige Nahrungsmittel leisten.
B: Aufregend!

Am 30. Jänner spielt ihr die Premiere von „Experimensch – Das Magazin“, eurem dritten Programm. Worum geht es?
B: Grob zusammengefasst: Um Gesundheit und Glück, und was gutgläubige Menschen alles dafür machen.
N: Etwas weiter ausgeholt: Um eine kleine Stadt, die für ein aus dem Ruder laufendes Experiment missbraucht wird. Den Bewohnern wird ein absolut gesundes und glückliches Leben versprochen und sie stürzen sich auf alle Änderungen, die angeblich dafür notwendig sind, ohne sie zu hinterfragen.

In der Ankündigung ist von einem „lebendigen Magazin“ die Rede, inklusive Impressum, Rätselecke und anderen Elementen eines gedruckten Magazins. Wir kann man sich diese meines Wissens noch nie dagewesene Präsentationsform eines Kabarettprogrammes vorstellen?
B: Ganz einfach: Wir sind die Seiten und auf uns finden sich Text und Bild.
N: Dafür haben wir uns diesmal auch unsere Ähnlichkeit zu Nutze gemacht. Das hat den Vorteil, dass die aufgeschlagenen Seiten den gleichen optischen Rahmen bilden. Darin gibt es dann Kommentare, Leserbriefe und Szenen, die aus Bildern entstehen. Das Alles auf 27 Seiten mattem Radeschnig Papier.

Ihr stellt im Pressetext die Frage in den Raum „Wie absurd und gefährlich können Ratschläge für ein besseres Leben werden?“. Was ist damit gemeint? Könnt ihr ein, zwei besonders krasse Beispiele nennen?
B: Ich glaube mich daran erinnern zu können, dass Jack White mal in einem Interview gesagt hat, dass man eigentlich seine Eltern ermorden müsste um wirklich frei zu sein. Und angenommen ich kann mich viel zu schlecht daran erinnern und hab ihn komplett falsch zitiert, aber irgendein verwirrter Suchender liest dieses Interview mit RaDeschnig und meint: „Aha!“ Und ermordet seine Eltern. Dann wäre das schon ein sehr krasses Beispiel. Bitte das zweite, vielleicht diesmal Stück bezogen, denn Jack White kommt in Experimensch- das Magazin leider nicht vor.
N: Stück bezogen wäre es beispielsweise der Ratschlag, sich ausnahmslos mit Optimisten zu umgeben. Jeder Mensch, der einen mit Problemen belastet gehört aus dem Leben verbannt. Positive Nebeneffekte wären:Weniger bekannte Todesfälle. Weniger Trauer. Weniger Schlechte Laune.

Wie seid ihr auf das Thema gekommen und habt ihr speziell recherchiert?
B: Ich wollte einfach mal rausfinden, warum sich so viele Menschen hässliche Traumfänger in die Wohnung hängen. Weiß es aber ehrlich gesagt immer noch nicht.
N: Anfänglich wollten wir die Angst in den Mittelpunkt des nächsten Programms stellen. Wir hatten auch schon ein fertiges Stück, das aber ohne einem riesigen Pappmachee Mond und Unmengen an Rauch nicht umsetzbar gewesen wäre. Abgesehen davon... war es wirklich schlecht.
B: Herrlicher Trash eigentlich. Schade auch um die Szene mit dem Vampir und der Explosion.
N: Aber es gab eine sehr schöne Szene, in der in einem Magazin das Gerücht einer Raucherraupeninvasion verbreitet wird, woraufhin die Leserin sofort paranoid die ersten Symptome der Ansteckung verspürt. Aus dieser Szene entwickelte sich dann die Idee mit dem Magazin und mit der Zeit auch alles andere. Daraufhin folgten sehr viele Stunden Recherche in diversen Lebensberatungsbüchern und Foren.
B: Jetz geht’s uns dafür auch wirklich supergut!!!

Ihr gehört zu einem immer größer werdenden Kreis an jüngeren Kleinkünstlern, die auch untereinander sehr gut vernetzt sind. Aktuell spielt ihr mit Vinzent Binder und Rudi Schöller einen Musikabend namens „Papierkorblieder“. Wollt ihr darüber ein bisschen was erzählen?
B: Es gibt ja sehr oft Lieder, die man aus alten Programmen vermisst, die es noch nie in ein Programm geschafft haben, oder die man einfach gern mit mehr Musik aufpeppen will. Und da der Rudi und der Vinzent da gleicher Meinung waren, haben wir uns zu einem kabarettistischen Liederabend zusammengeschlossen.
N: Ein Hauch von Bandnostalgie kommt auch hinzu. Nur die große Konfliktfrage Indie oder Major Label bleibt noch aus.

Und dann gibt es auch noch die „Gemischte Platte“…
N: ….als wunderbare Möglichkeit um sich über neue Szenen drüberzutrauen und sich der Möglichkeit des Scheiterns auszusetzen. Man lernt außerdem durch den abwechselnden Überraschungsgast auch sehr viele neue KollegInnen kennen. Die Gemischte Platte gibt es mit der Stammtruppe Gerafi, Flüsterzweieck und RaDeschnig nach wie vor monatlich abwechselnd im Kulturcafè Tachles und im Kabarett Niedermair.
B: Hätt ich jetzt nicht besser sagen können.

Habt ihr eigentlich künstlerische Vorbilder?
B: Im Kabarettbereich sind es alle, bei denen ich mir denke: das wär mir jetzt nicht eingefallen oder auf diese Art und Weise kenn ich das so noch nicht. Abseits davon hab ich momentan den Grafikdesigner Christoph Niemann entdeckt, der mir oft weiterhilft, wenn ich grad nicht weiter weiß und wieder mal am verzweifeln bin. Danke, Christoph! Will die Kollegin da noch was dazu sagen?
N: Nein, bin grad ein bisschen überfordert mit der Frage.

Und was sind eure Pläne für die nähere Zukunft?
N: Überleben.
B: Jetzt wird „Experimensch- das Magazin“ mal ein bisserl mit uns durch Österreich fahren, bis es lästig wird und uns auf die Nerven geht. Dann schicken wir es zum Bridge spielen mit seinen Kollegen „Nach Kärnten“ und „A Zimmerl zum Leben“ und streiten uns durch den nächsten Arbeitsprozess.
N: Vielleicht bekommen der Pappmacheemond und der explodierende Vampir dann noch eine Chance.

Wir danken für das nette Gespräch!

Die Premiere von "Experimensch - Das Magazin" findet am 30. Jänner 2014 um 19:30 Uhr im Theater am Alsergrund statt und ist bereits ausverkauft. Weitere Termine finden Sie hier.

Und hier geht es zum letzten Interview, das wir im Dezember 2012 mit Radeschnig geführt haben.

Einen kleinen Vorgeschmack auf "Experimensch - Das Magazin" sehen Sie hier:

Interview vom 21.01.2014, 12:03 Uhr · rb
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