BlöZinger: Vom Entstehen der Bilder auf der Bühne

Zwei Darsteller, ein knappes Dutzend Figuren, eine schräge Familie und ein Begräbnis, das sich zum handfesten Krimi inklusive Schießerei entwickelt. Das sind die Zutaten von "ErIch", dem aktuellen Stück des Kabarettduos BlöZinger. Mit kabarett.at sprachen Robert Blöchl und Roland Penzinger über familiäre Archetypen, langwierige Proben und das Enstehen von Bildern auf der leeren Bühne.

"ErIch" ist bereits das fünfte Programm, das Robert Blöchl und Roland Penzinger alias BlöZinger gemeinsam geschrieben haben. Darin haben die beiden ehemaligen Clownerie-Künstler ihren charakteristischen Stil nun zur Perfektion gebracht: In atemberaubendem Tempo springen sie zwischen den einzelnen Rollen hin und her. Schauspielerisch perfekt lassen sie ganz ohne Requisiten Autos und sogar Kirchen auf der Bühne entstehen. Thematisch hat sich das Duo nach dem Ausflug in die Welt der Märchen im Vorgänger "Und wenn sie nicht gestorben sind..." nun dem weiten Feld "Familie" zugewandt. Im Rahmen einer Vorstellung in der Wiener Gruam haben wir mit Blöchl und Penzinger geplaudert.

Ihr spielt seit vergangenem Herbst euer fünftes Programm "ErIch". Könnt ihr kurz umreißen, worum es dabei geht?
Es ist zum einen um eine Familiengeschichte, zum anderen ein Krimidrama. Es gibt zwar ein Happy End, aber kein klassisches Hollywood-Happy End. Im Stück kommen viele verschiedene Personen vor, die familiären Archetypen entsprechend gezeichnet sind. Da gibt es etwa die dominante Tante, die ihren Gatten unterdrückt, das schwarze Schaf in Form eines kriminellen Onkels oder in den Hauptrollen zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie alle treffen sich beim Begräbnis des Vaters der beiden Protagonisten. Und dann wird es turbulent...

Habt ihr für die verschiedenen Charaktere Erfahrungen aus euren eigenen Familien einfließen lassen?
Die eigenen Familien haben wir weniger als Einfluss hergenommen. Allerdings haben sich einige unserer Verwandten in gewissen Figuren wiedergefunden und geglaubt, sie wären Pate dafür gestanden. Das liegt wohl daran, dass die Charaktere so gezeichnet sind, dass man sie in jeder Familie wiederfinden kann.

Ihr schlüpft auf der Bühne ständig in verschiedene Rollen. Damit das Publikum dabei den Überblick behält, ist eine präzise Dramturgie nötig. Wie läuft euer Arbeitsprozess ab, um das fertige Stück auf die Bühne zu bringen?
Wir arbeiten immer sehr lang an einem neuen Programm, im Fall von "ErIch" haben wir neun Monate gebraucht. Davon waren die letzten acht Wochen besonders intensiv. Wir haben täglich etwa sieben Stunden geprobt, umgeschrieben, geprobt, umgeschrieben, u. s. w. So spielt sich das Programm langsam aber sicher ein. Zum Glück haben wir auch einen recht strengen Regisseur (Anm.: Peter Wustinger) mit einem präzisen Blick fürs Detail. Bei der Fülle an Rollen, die wir spielen, muss das Stück einfach extrem gut sitzen, damit es funktioniert. Trotzdem passieren uns nach wie vor manchmal Fehler und wir springen in die falsche Rolle zur falschen Zeit. Dann heißt es eben improvisieren :)

Ihr habt in der Vergangenheit im Bereich der Clownerie gearbeitet. Inwiefern nützen euch diese Erfahrungen auf der Kabarettbühne?
Speziell für pantomimische Qualifikationen ist die Clownerie eine gute Schule: Es gehört zu unserem Konzept, dass wir ohne Requisiten arbeiten. Wir wollen Bilder auf der Bühne entstehen lassen. In "ErIch" gibt es zum Beispiel viele Szenen im Auto. Und obwohl natürlich kein Auto auf der Bühne steht, "sieht" man es als Zuschauer. Das Publikum hat diese Vorstellungsgabe! Man muss sie nur erwecken, dann funktionieren erstaunliche Dinge. Sogar ein Kirchturm "entsteht" bei uns auf der Bühne. Damit das geht, braucht es zwei entscheidende Elemente: einen guten pantomimischen Ausdruck und präzises Timing. Beides lernt man bei der Clownerie.

Ihr wart auch als Straßenkünstler tätig (Anm.: Robert Blöchl als Musiker und Roland Penzinger als Jongleur)...
Da waren wir noch jung und brauchten das Geld :) Aber ja, es stimmt. Auch diese Erfahrungen haben uns wertvolle Inputs gebracht. Vor allem der spontane Umgang mit dem Publikum ist in diesem Metier besonders wichtig. Wie wir Pantomime und Timing in der Clownerie gelernt haben, so beruht unser Zugang zum Publikum sicher auf Erfahrungen aus der Straßenkunst. Interaktion mit den Zusehern findet bei uns aber nur dann statt, wenn Inputs aus dem Publikum kommen. Wir machen es nicht so wie viele Kollegen, dass wir Witze über den Pullover eines Zusehers oder ähnliches machen würden. Man kann bei uns auch sorgenfrei in der ersten Reihe sitzen :) Aber wenn aus dem Publikum etwas kommt - und das ist nicht selten der Fall - greifen wir das sehr gerne auf.

Was sind eure Pläne in der näheren Zukunft?
Wir werden sicher noch etwa ein Jahr mit "ErIch" unterwegs sein. Das Stück entwickelt sich sehr erfreulich. Es macht sich jetzt anscheinend bezahlt, dass wir seit Beginn unserer gemeinsamen Laufbahn konsequent unserem Weg treu geblieben sind. Es braucht einfach Zeit, bis man sich in der Branche einen Namen macht, vor allem dann wenn man kein großes Massenmedium hinter sich hat. Diese Zeit schein langsam aber sicher zu kommen und wir freuen uns natürlich sehr, dass die Buchungslage im Moment sehr anständig ist. Nichtsdestotrotz werden wir uns ab Herbst Gedanken über ein neues Programm machen.

Letzte Frage: Warum stirbt eigentlich in jedem eurer Stücke eine Katze?
Es ist tatsächlich schon das vierte Programm, in dem eine Katze stirbt. Wir haben das aber nicht von Anfang an geplant - es hat sich immer irgendwie ergeben. Nun ist es schon ein bisschen zum Trademark geworden. Dabei sind wir eigentlich sehr tierlieb...

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Infos und Termine von BlöZinger finden Sie in unserem Kalender.

Für 2 Vorstellungen von "ErIch" im Mai können Sie hier Tickets gewinnen!

Und hier ein Ausschnitt aus "ErIch":

 

 

 

Interview vom 24.04.2013, 12:11 Uhr · rb
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