Die Kabarett-Highlights im November 2014

Nach zwei ereignisreichen ersten Monaten der Kabarettsaison wird es im November puncto Neuheiten etwas ruhiger. Trotzdem steht einiges Interessantes bevor: Stermann & Grissemann haben sich mit Naked Lunch-Frontman Oliver Welter zusammengetan und bringen einen bizarren Theaterabend namens "Für die Eltern was Perverses". Außerdem: Premieren von Flüsterzweieck und Vinzent Binder sowie der alljährliche Wettbewerb um den "Goldenen Kleinkunstnagel".

 

Stermann / Grissemann retten das Theater

"Nach dem Ende der Burg ein möglicher Neubeginn des deutschsprachigen Theaters", heisst es in der Ankündigung zu "Für die Eltern was Perverses", und weiter: "Kosten noch nicht überschaubar". Sarkastisch wie eh und je geben sich also die TV-, Radio- und Kabaretttitanen Stermann & Grissemann. Für ihr aktuelles Theaterprojekt haben sie sich Unterstützung in Form des Sängers und Songwriters der Kultband Naked Lunch, Oliver Welter geholt. Und worum geht es? Um den Traum vom Eigenheim, der sich für zwei Männer in den schlechtesten Jahren erfüllt hat. Sie wohnen Wand an Wand und genügen sich selbst. Ein belangloses Leben am Rande der Stadt und des Nervenzusammenbruchs. Fernsehstars ohne Tiefgang, die auf nichts und niemanden mehr warten.

Es ist also ein klassisches Stermann / Grissemann-Setting. Morbid, absurd und vermutlich ziemlich witzig. Was noch vorkommt? Ein Salamsanderstall, ein Muttertest, eine romantische Koloskopie, teure Fische und ein unheimlicher Kühlschrank. Einzige Freude: ein rauchender, trinkender, masturbierender menschlicher Plattenspieler namens "Hercules Carantanum 2000". Die Premiere dieses irrwitzigen Theaterabends findet am 05.11. im Theater Rabenhof statt. Alle weiteren Termine finden Sie hier.


Flüsterzweieck suchen den besten Menschen

Für eine theaterlastige Form der Kleinkunst steht auch das Duo Flüsterzweieck, das sich mit den Herren Ster- & Grissemann auch den Radiohintergrund teilt. Seit Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger 2009 den Grazer Kleinkunstvogel gewinnen konnten, sind sie mit stetigem Aufwärtstrend auf den heimischen Kabarettbühnen anzutreffen. Nun hat das Flüsterzweieck - übrigens auch Teil des erfolgreichen "Gemischte Platte"-Ensembles - sein drittes abendfüllendes Programm "Menschenkür" fertiggestellt. Und darin geht es um nicht weniger als die Kür des besten Menschen der Welt. Genau diesen sollen Flüsterzweieck nämlich auswählen. Doch nach welchen Kriterien geht man da vor? Aussehen, Erfolg, Geschlecht? Strafzettelfrequenz, Retromöbelanzahl oder Googlepräsenz?

Zum Glück haben die beiden Damen die allgemeingültigsten Bewertungskategorien entdeckt, nach denen alle immer gesucht haben. Und wer diesen entspricht, ist folgerichtig der beste Mensch. Oder? Ein rasanter Abend voll grotesker Figuren und absurder Geschichten. Doch was als unterhaltsame Show beginnt, wird bald zur Reise in die Abgründe der Protagonistinnen. Denn schließlich kann nur ein Mensch der beste sein... Wenn Sie wissen wollen, wer das ist, dann empfiehlt sich ein Besuch an einem dieser Termine. Die (ausverkaufte) Premiere findet am 13.11. im Kabarett Niedermair statt.


Neue Lieder von Vinzent Binder, Finanzkabarett von Baumgartner / Vogl

Ein weiterer Gewinner des Grazer Kleinkunstvogels (2012) hat sich mit seinen "Liedern vom Menschsein" in den letzten Jahren als intelligenter, pointierter und auch keineswegs unpolitischer Liedermacher einen Namen gemacht. Vinzent Binder begleitet sich selbst am Piano zu Songs, die schon mal sehr lustig sein können, in denen aber auch immer ein ernster, mitunter düsterer Beigeschmack mitschwingt. Nun bringt er ein neue Programm an den Start, "elfter elfter - eine musikalische satire". Als einer, der am nämlichen Datum geboren ist, musste er sich früh gegen das Schicksal als Faschingsprinz zur Wehr setzen. Deshalb gibt er sich in seinem zweiten Solo humorlos und macht sich auf die Suche nach witzloser Glücklichkeit. Aber vielleicht darf trotzdem gelacht werden, bei Liedern, Gedichten, Geschichten und Schüttelreimen. Die Premiere von "elfter elfter" findet schon am 06.11. im Theater am Alsergrund statt. alle weiteren Termine finden Sie im Kalender.

In die Sphäre der Wirtschaft entführen Jürgen Vogl und Bernhard Baumgartner, die ein kabarettistisches Joint-Venture eigehen, um in "Financing Stars" mit allen Unklarheiten in der verworrenen Welt der Finanz aufzuräumen. Kein Wunder, dass sich die Kleinkunst nun auch dieses Themas annimmt, angesichts der mittlerweile gewaltigen Medienpräsenz, die da herrscht. Kein Tag vergeht ohne unglaubliche Schlagzeilen von irrsinnigen Finanzskandalen, Zahlen, die man zwar aussprechen, aber sich längst nicht mehr vorstellen kann, und von Mechanismen, die wir trotz größter Anstrengung nicht verstehen können (oder sollen). Vogl und Baumgartner wollen nun ab sofort Licht ins Finanzwelt-Dunkel bringen. Premiere am 10.11. im CasaNova. Alle weiteren Termine gibt es hier.


Es ist wieder "Nagelzeit"

Wie jedes Jahr im November spielen im Theater am Alsergrund, jener legendären Talenteschmiede im neunten Bezirk, wieder junge und andere Nachwuchskünstler um die Wette. Dabei geht es um nichts weniger als den sagenumwobenen Goldenen Kleinkunstnagel. Als einer der wichtigsten Kabarettpreise des Landes besteht der Nagel seit 1996, zu den Gewinnern aus früheren Jahren zählen etwa Klaus Eckel, Thomas Stipsits oder BlöZinger. Das Format des Wettbewerbes ist seit jeher unverändert. In drei Vorrunden (12.-14.11.) kämpfen die Teilnehmer um den Einzug ins große Finale am Samstag, 15.11., an dem dann mittels einer Kombination aus Jury- und Publikumswertung der glückliche Sieger ermittelt wird. Zu den Teilnehmern dieses Jahres zählen u.a. Flüsterzweieck, Bernhard Wagner, Rudi Schöller, Michael Ricker und Michael Eibensteiner. Am Dienstag, den 11.11. wird als Einsteig in die Nagelwoche der Neulingsnagel ausgespielt, bei dem nur blutige Anfänger startberechtigt sind.

Zu den Fixpunkten jeder Nagelwoche gehört die Moderation von Harry Granitzer, der zwischen den einzelnen Auftritten dem Publikum die Zeit mit ganz besonders schlechten Witzen vertreibt und mittlerweile über Legendenstatus verfügt. Dass Granitzer auch anders kann, will er dann ab dem 24.11. zeigen, wenn er mit seinem eigenen Solo an den Start geht. In "WUTSPENDEN" fühlt der dem Thema Zorn auf den Zahn, analysiert dessen Ursachen und Wirkungen und ruft zum befreienden, gemeinsamen Wutspenden auf. Ein befreiender Abend für Psychohygiene und auch Haut. Premiere am 24.11. im Theater am Alsergrund, Folgetermine hier

Artikel vom 05.11.2014, 12:08 Uhr · rb
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